Für die Technikverliebten:

Ein Linsenraster-Bild (auch: Lenticular oder Prismenraster-Bild) ist ein gedrucktes Bild, das mittels einer Kunststoffbeschichtung mit winzigen optischen Linsen oder Prismen einen dreidimensionalen (räumlichen) Eindruck erzeugt. Statt eines räumlichen Eindrucks kann auch eine Bewegung oder ein Bildwechsel bei Änderung des Blickwinkels erzeugt werden (Wechselbilder oder „Wackelbilder“).

Die Linsenrastertechnik wurde 1903 in London erstmalig unter dem Namen „Parallax-Stereogram“ vom Engländer F.E. Ives patentiert. Er entdeckte, dass er unter halbzylindrischen Glaslupen Stereobilder, die er vorher in Streifen geschnitten hatte, ohne ein besonderes Stereoskop dreidimensional betrachten konnte.
Besonders in den 1980er-Jahren weit verbreitet, sind die „Wackelbilder“ in den letzten Jahren weiterentwickelt worden und werden besonders für Werbezwecke oder Kinderartikel eingesetzt, um das beworbene Produkt in einem Printmedium in Bewegung oder mit einer gewissen Räumlichkeit zu zeigen. Aber auch in der Kunstwelt ist dieses Medium bereits zur Geltung gekommen. So haben schon namhafte Künstler wie Andy Warhol, Sigmar Polke, Alfons Schilling oder Rosemarie Trockel Arbeiten in der Linsenrastertechnik anfertigen lassen.
Üblicherweise werden Linsenraster-Bilder im Postkartenformat oder kleiner hergestellt. Ein besonders großes Lentikular (von schwimmenden Fischen) befindet sich in South Boston, Massachusetts bei der World Trade Center Station der Massachusetts Bay Transportation Authority's Silver Line. Auch im Museum Kalkriese (Bramsche) wurde 2009 ein großes Lentikularbild aufgestellt.
Die Grundlagen für die moderne 3-D Parallaxen-Fotografie wurden Anfang der 1970er-Jahre in Hongkong vom Chinesen Ken C. Law patentiert. Der Amerikaner Dr. Jerry Nims und der Vietnamese Allen Kowk Wah Lo entwickelten auf der Grundlage von Ken C. Laws Patenten die berühmte NIMSLO-Kamera. Die Weltpremiere fand 1980 in Köln auf der Photokina statt.
Die Technik besteht im Wesentlichen darin, ein reales Objekt aus 20 unterschiedlichen Perspektiven zu fotografieren. Hierbei darf die Kamera die horizontale Achse nicht verlassen. Der genau zu berechnende Kamera-Abstand ist bestimmt durch die Entfernung zum Objekt, der Größe des Objektes, der Tiefe des Objektes, der Brennweite des Kameraobjektives, der Linsenrastergröße und dem Abbildungsmaßstab. Bewegte 3-D Objekte können nur mit einer speziellen „Mehrlinsen“-Kamera fotografiert werden.
Die weitere Verarbeitung findet heute auf digitaler Ebene statt. Die Bilder werden eingescannt und digital in hauchfeine Streifen zerlegt (interlaced). Anschließend wird der Ausdruck auf die Linsenraster-Folie laminiert. Abbildungsgrößen von 2,40 m sind inzwischen möglich.



Funkionsweise
Für die Herstellung werden mindestens zwei Bilder, die im Augenabstand aufgenommen wurden, benötigt (= stereoskopische Bilder). Meistens werden jedoch vier oder noch mehr Bilder verwendet. Für die Aufnahme gibt es spezielle Stereokameras, u. a. von der Firma Nimslo[2], die die Bilder bei der Auslösung der Kamera gleichzeitig aufnehmen.
Dann werden die zugrunde liegenden Fotos in schmalen Streifen auf einen Papierträger belichtet, über den dann ein durchsichtiges Raster von vertikal verlaufenden Zylinderlinsen oder -prismen gelegt wird. Dabei überdeckt eine Lentikularlinse zusammengehörige Bildstreifen. Je nach Blickwinkel fokussiert die Linsenplatte den Blick nun auf einen anderen Bildstreifen. Beim räumlichen Bild sorgt der Abstand zwischen den Augen dafür, dass jedes Auge das Bild für „seinen“ Blickwinkel bekommt, und so der räumliche Eindruck entsteht. Je mehr Ausgangsfotos verwendet werden, desto weniger springt dann aber auch das Bild beim Betrachten. Die Stärke (Breite) der Linsen wird über den Betrachtungsabstand bestimmt. Übliche Werte liegen zwischen 10 und 161 lpi (lines per inch).

Das Linsenrastersystem ist das einzige Bildsystem, das es ermöglicht, mehrere unterschiedliche Bilder in einem einzigen Print darzustellen. Die Anzahl der Phasen wird bestimmt durch die Linsengröße und die Bildauflösung.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Funktionsweisen:

Horizontale Linse
Durch eine horizontale Linsenführung bewirkt man eine Bildtrennung. Das bedeutet, dass beide Augen gleichzeitig dasselbe Bild wahrnehmen, getrennt von den anderen Bildern, die sich auf dem Print befinden. Eine horizontale Linsenführung ist daher für Animationen, Morphing- und Wechselbilder besonders gut geeignet. Möglich sind 2–200 Phasen. Je mehr Phasen eingebracht werden, desto „weicher“ werden die Bewegungen einer Animation. Bringt man aber nur 2 Phasen ein hat man ein Wechselbild (z. B. Vorher-, Nachhereffekt).

Vertikale Linse
Durch eine vertikale Linsenführung bewirkt man eine Bildvereinigung. Das bedeutet, dass beide Augen gleichzeitig unterschiedliche Bilder sehen können. Bringt man also stereoskopische Parallaxen in dieses Bild ein, so können die beiden Augen gleichzeitig unterschiedliche Perspektiven betrachten und im Gehirn entsteht ein räumlicher Eindruck. Möglich sind 4–200 Phasen. Je mehr Phasen eingebracht werden, desto fließender werden die Übergänge zwischen den einzelnen Perspektiven. Bringt man aber nur wenige Phasen ein, erhält man ein „Wackelbild“.

Quelle: www.wikipedia.de